Kurzgeschichte: Der böse Betonkrebs

Es war schon ein paar Jahre her, da wurde die Autobahn A123 eröffnet. Damals war es ein großes Fest, als der Bürgermeister von Klein-Groß-Dorf den ersten eigenen Autobahnzubringer eröffnete. Aber das ist nun schon fast 5 Jahre her…

Paule war ein kleiner Kerl, Paule wohnte in der Nähe von Klein-Groß-Dorf auf einer Wiese. Paule war wenig begeistert von dem großen Tamm Tamm, das die Menschen mit ihren Maschinen dort machten. Aber was sollte Paule damals tun. Es ging schon Jahre vor der großen Eröffnungsfeier los. Der Sand wurde umgegraben und überall wurden Bäume abgeholzt. Die Natur wurde im wahrsten Sinne des Wortes einbetoniert mitsamt seiner Familie. Richtig gelesen, denn Paules Art ist eine sehr gesellige, es gab hunderte, gar tausende seiner Spezies und alle wohnten in einem kleinem Sandhügel neben der nun zubetonierten Fläche. Paule war nun ganz alleine, er war der letzte seiner Art auf dem ehemaligen Sandhügel und er war traurig, weil er ganz alleine war.

Die Autobahn lag auf seinem Sandhügel, der einstige Wald in der Region existierte nur noch in Geschichtsbüchern, doch die Bürger feierten nur den Autobahnzubringer, nicht aber trauerten sie über den Verlust des Waldes, der Grünfläche. Keine Greenpeace Aktivisten, kein Robin Wood, niemand interessierte sich für den Wald – Menschen halt, sie sind so, wie es ihnen am besten in den Kram passt. Manchmal meckern sie, wenn Beton einen Wald zubetoniert, aber hier war es ja im Sinne des Volkes. Die Dorfbewohner konnten nun in die nächste Großstadt innerhalb von 30 Minuten fahren, vorher waren sie ewige 45 Minuten unterwegs, also ganz im Sinne des Volkes und das Argument zählte natürlich. Knapp unter 30 Minuten in die Großstadt, nicht mehr fast ne Stunde unterwegs. Die PR Abteilungen hatten ganze Arbeit geleistet und der Bürgermeister wurde mit wehenden Fahnen gewählt und ist noch immer im Amt.

Nicht so Paule, der konnte nichts tun. Aber er war eh zu klein, als dass ihn jemals ein Mensch für voll genommen hatte. Bis jetzt, denn Paule war ja nicht nur klein und bei den Menschen unbekannt, Paule hatte etwas, dass es bis jetzt noch nicht gegeben hatte. Paule hatte bemerkt, dass der Beton der Autobahn, die sie auf seinem Grund und Boden gebaut hatten total lecker war. Richtig, Paule aß den Beton, den die Menschen dort verlegt hatten und er tat es voller Leidenschaft, es war ihm eine Freude diesen Beton zu essen, der seine Familie zerstörte, der seine Artgenossen vernichtete und er hoffte doch auch immer und immer wieder, endlich mal im Beton einen Artverwandten zu treffen, einen, der ihm dabei behilflich ist, seine Freunde zu suchen und wieder gemeinsam glücklich zu sein.

Die Menschen wussten nicht, was mit Ihrer Autobahn passierte und Paule wusste nicht, dass nicht nur dieser eine Abschnitt betroffen war. Es gab überall auf den neuen Autobahnen die aus Beton gemacht wurden diesen „Betonkrebs“, wie die Menschen ihn nannten, weil er wie ein Tumor die Beton“zellen“ zerstörte. Die Menschen verzweifelten bei der Suche herauszufinden, was ihre Autobahnen nun genau zerstörte, aber sie fanden keine Lösung.
Die Menschen wussten schlichtweg nichts von Paule, einem neuartigem Organismus auf der Erde der Beton fraß.

Paule war tapfer, Paule war winzig, doch er tat großes, er kämpfte für seine Familie und seine Spezies, nicht so wie die Menschen, die nur an sich selbst dachten. Paule frisst Beton aus leidenschaft… und schafft ein Leid des Menschens, der nun um seine Autobahnen trauert. Armer Mensch…

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