Wie kommunizieren wir heutzutage und ist das wirklich schlechter als früher?

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde ich gerügt für die Art und Weise wie die heutige „Jugend“ kommuniziert. Facebook, WhatsApp und alles so unpersönlich. Twitter, Chats, Social Networks. Im übrigen erreichte mich das per SMS und Fax und kritisierte gleich im Text wie unpersönlich und schlecht dies doch sei. Ich sag da nur: An die eigene Nase fassen. Dennoch ist es mir ein Posting wert, es will raus.

Wie ihr seht, Kommunikation ist schwer und viele häufig genutzte Kommunikationsarten sind schriftlich. Hinzu kommen dann meiner Meinung nach noch die wichtigsten Kommunikationsmittel: Das miteinander direkte Sprechen und sich dabei gegenüber zu sitzen um die Person dabei zu sehen, das Telefonieren und die Körpersprache, die oftmals viel mehr aussagt als es Worte können.
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Ich bin ein Freund verschiedener Kommunikationswege. Ich nutze Facebook genauso gerne wie Twitter, weiß aber, dass ich bei Facebook Inhalte poste, die Spaß, Unterhaltung und leichte Kost sind. Der Facebook Messenger ersetzt zwar wie WhatsApp die Kurznachricht, alternativ auch eine E-Mail, aber ich mag zumindest den Facebook Messenger nicht so, das liegt aber auch daran, dass die Smartphone-App nicht wirklich optimal ist und mir Facebook immer im Hinterkopf mit privater leichten Unterhaltung schwirrt – und natürlich das berufliche. Dennoch sind die Nachrichten dort genauso bedeutend wie eine E-Mail oder vielleicht vor hunderten Jahren die Brieftaube oder Postkutsche – es geht nur jetzt viel schneller. An die ältere Generation: Es gibt da keinen Unterschied zu damals. 🙂

Twitter ist eine tolle Informationsquelle und ein Dienst, der Kommunikation in 140 Zeichen presst. Ich mag es, da man sich genau überlegen muss, was man schreibt und wie man sich ausdrückt. Es ist eine sehr direkte aber auch offene Kommunikation, ähnlich wie in einer großen Halle in der jeder jeden hören kann – und das macht spaß!

WhatsApp ist wie SMS, nur länger und günstiger und man kann Fotos mit verschicken. Ich hab ja bis vor knapp zwei Jahren noch die altmodische SMS genutzt, da ich ja im Monat 3000 SMS verschicken kann und habe meistens auch so um die 1500 – 2500 SMS geschafft – je nachdem wie ich gerade Lust hatte und Kommunikationspartner mir antworten wollten. Heutzutage nutze ich SMS fast gar nicht mehr, warum auch.

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Ich bin aber schon etwas altmodisch was die Kommunikation betrifft, ich liebe Postkarten, und zwar handgeschriebene persönlich vor Ort gekaufte und dort auch mit Briefmarke versehen und mir zugeschickte. Ihr könnt mir gerne mal eine Postkarte an meine hinterlegte Anschrift schicken, ich freu mich drüber 😉 Aber dies hat auch etwas persönliches, denn die Handschrift ist persönlicher als eine Schriftart im Web oder einem gedruckten Brief.

Ja, der Stil zu schreiben ist natürlich nicht zu verachten, jede Person hat da eine bestimmte Art und Weise die Worte aneinander zu reihen und diese auch zu verwenden. Auch dies ist ein Teil der Persönlichkeit und gehört zur Kommunikation mit dazu. Manche Leute lese ich lieber, andere Schreibstile sind nicht so meins.

Längere Briefe, egal ob per E-Mail oder Post gesendet, ein Fax tut es auch – sind ganz schön. Was mich an der schriftlichen Kommunikation aber oftmals stört ist das unpersönliche. Man traut sich schneller Dinge zu schreiben als sie auszusprechen. Stellt euch einfach mal vor, euch gegenüber steht ein guter Freund und ihr seid sauer auf ihn, weil er etwas getan hat, das zwar nicht weltbewegend war, es euch aber gestört hat. Viel zu oft flüchten wir uns genau in dieser Situation in die Anonymiät des geschriebenen Textes, verfassen vielleicht einen Text und können dort keine Empfindungen hinein schreiben. Eher Zorn und Wut und ein paar Anschuldigungen. Zwischen den Zeilen lesen klappt nämlich nur, wenn Sender und Empfänger aus einer Wellenlinie sind und sich verstehen. Im Konfliktfall wird dieses eher selten der Fall sein, dort wird häufiger missverstanden und Situationen hochgepusht oder falsch interpretiert. Also, genau hier liebe ich dann das direkte Gespräch, und wenn dies nicht möglich ist, dann zumindest ein Telefonat.

Telefonieren ist auch so eine Sache, mal schnell eine E-Mail tippen oder WhatsApp ist ruck zuck erledigt, verbraucht wenig Zeit und kann man zwischendurch machen. Aber mal ein richtiger Anruf, ein längeres Gespräch oder nur ein kurzes Hallo wird von vielen schnell in der heutigen Zeit als störend empfunden. Sicher stört es, wenn alle fünf Minuten das Handy klingelt und jemand nachfragt wie es gerade geht und was man macht, aber alle paar Tage, oder auch seltener kann man ruhig miteinander Sprechen, zumindest bei wichtigen Personen mit denen man eh oft kommuniziert. Ein Treffen wäre natürlich die Kür mit Sternchen hier 🙂 Aber auch beruflich gesehen ist ein Telefonat oft schneller erledigt als die Skype-Nachricht. Oder ein kurzer Besuch beim Kollegen im Büro um etwas unkompliziert zu klären, denn auch dort ist wieder wichtig, dass direkt verstanden wird, was der Gegenüber denn von einem konkret will. Rückfragen lassen sich persönlich schneller klären.

Was ich im Grunde sagen will: Früher war nichts besser, wir haben einfach weniger miteinander kommuniziert und ganz oft fand die Kommunikation nur mit den Leuten statt, die wir auch tatsächlich jeden Tag sehen konnten. Zumindest im Alltag war dies so. Familienfeiern waren dann Sammelpunkt für ein Austausch über die vergangene Zeit und war wichtiger als es heute ist. Ja, oft werden Familienfeste teilweise als störend wahr genommen, weil dort Dinge besprochen werden, die man schon kennt und Meinungen auseinander gehen, die Generationen treffen aufeinander und Alt hat ja so viel Lebenserfahrung, dass Jung kaum zu Worte kommen darf.

Denke ich nun mal nur 18 Jahre zurück, ich bin mit den engsten Freunden durch  die Gegend gezogen und wir haben uns regelmäßig getroffen. In West-Berlin konnte man zwar kostengünstig telefonieren, aber Freunde wollte man zumindest als junger Bursche immer sehen. Heute reicht da oft das Web aus. Ich bin seit 1995 im Web aktiv und habe dank des Internets überall auf der Welt Leute kennen gelernt. Ich habe mit einigen die mir wichtig sind auch jetzt noch Kontakt und ich freue mich täglich mit netten Kontakten im Social Web in Kontakt zu stehen, mit einigen mich sogar ab und zu zu treffen. Das ist alles dank des Internets möglich! Und trotzdem kritisiere ich ab und zu die Oberflächlichkeit. Es ist also ein Segen und ein Fluch zugleich, aber keinesfalls unpersönlicher als früher. Anders halt. Und die Menschen unter uns, die menschlich sind, die respektieren auch die Mitmenschen im Web und kommunizieren ehrlich.

Danke, das musste mal gesagt werden, über Anregungen bin ich immer froh, oder ein tolles Gespräch. Achja, das Thema ist noch viel weitreichender als hier beschrieben und es fehlen noch dutzende Aspekte. So what, wer was ergänzen will: Immer her damit 🙂

Ein Gedanke zu „Wie kommunizieren wir heutzutage und ist das wirklich schlechter als früher?

  1. Huhu Olli, ich bin ja eine deiner Internet-Bekanntschaften. Wir kennen uns nun schon seit mehr als 12 Jahren und ich Blicke auf eine schöne gemeinsame Zeit mit Dir zurück. Ich kann also deine letzten Sätze nur unterstreichen.

    Ich persönlich sehe die derzeitigen Kommunikationswege als Überreizung. Gerade aus Facebook bekommen wir soviele „Gefühle“ mitgeteilt, die man vor ein paar Jahren so nicht kannte und man bekommt es von Jedem. Wie schnell hat man sich in Whatsapp und Co einfach mitgeteilt mit jedem intimen Detail. Schnell stumpft man ab. Man schaut auf die „Gefühle“ aus seiner direkten Umgebung und wird aber von jedem dazu genötigt daran teil zu haben. Viele steigern sich nun hinein um noch einen drauf zu setzen. Ganz ehrlich, ich überlese vieles. So geht es vielen.

    Wir sehen uns weniger, wir hören uns weniger. Die Mimik und Gestik wird in der ganzen Whatsapp und Facebook Messengern nicht ausgedrückt. Man ist darauf angewiesen, wie man den anderen Menschen einschätzt und seine verbalen Ergüsse interpretiert. Fernsehen und Co, haben uns mit sovielen Kliesches zugehämmert, dass viele einfach die normale Unterhaltungen nicht mehr deuten kann. Man kann also nur noch definierte Aussagen in solchen Messengern treffen, solange man die Person real nicht kennt. Ansonsten ist man immer Gefahr schon ein Smilie falsch zu deuten. Wie wurde der Gemeint?

    Die Gefahr für mich ist, wir schreiben miteinander und verstehen uns nicht mehr. Es ist ein dauerhaftes Chatten ohne Sinn und Verstand. Einige teilen sich mit, der andere hört nicht zu. Wieder andere erzählen und der andere versteht es nicht. So sieht die Kommunikation aus.

    Wir reden und kommunizieren mehr, wir verstehen weniger!

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