Der Alltag des Weihnachtsmannes mit Peter, Taiwan und der Stadt Dresden – Teil 3 der Weihnachtsgeschichte

Klaus sitzt an seinem Schreibtisch und liest einen Brief von der kleinen Daniela, die mit ihren Eltern seit dem Sommer in Taiwan wohnt.

Danke Daniil fürs Bild
Danke Daniil fürs Bild aus Taiwan

Lieber Weihnachtsmann,
mein Papa hat einen neuen Job gefunden, aber wir mussten umziehen. Ich möchte aber trotzdem Geschenke bekommen, auch wenn das nun so weit weg von zuhause ist und die Kinder hier kein Weihnachten kennen. In der Schule gibt es nur ganz wenig Kinder, die Weihnachten mit ihren Eltern feiern, die meisten Kinder freuen sich auf das chinesische Neujahresfest. Auch ist es hier kaum Geschmückt, nicht so wie zuhause. Es ist viel zu warm für Schnee und einen Weihnachtsbaum habe ich auch noch nicht gesehen, nur son blödes Ding aus Plastik.

Das macht mich traurig und ich wünsche mir, dass Du an mich denkst, auch wenn es ein kleiner Umweg für Dich ist.

Deine Dani <3

Klaus schmunzelt, denn natürlich bekommt auch die kleine Dani einen Besuch. Alle Kinder auf der ganzen Welt werden besucht – sofern sie an Klaus glauben. Aber jetzt ist es Zeit zum Arbeiten. Er wollte eigentlich noch einen Abstecher nach Taiwan machen, denn da war er schon Jahrzehnte nicht mehr, nur die Zeit wird knapp und es gibt noch so viel zu tun. Als er das letzte mal dort war, gab es fast nirgends Weihnachtsschmuck, aber das liegt auch daran, dass in dem Land kaum Christen leben.

In den vergangenen Tagen bekam Klaus eine menge Briefe von Kindern, die sich Schnee zu Weihnachten wünschten. Lesen, das ist nun kurz vor dem Fest die Hauptbeschäftigung von Klaus, denn auch wenn er übers Jahr verteilt täglich hunderte Briefe bekommt, so sind es in der Zeit vor Weihnachten hunderttausende am Tag. Schnee kann er leider nie versprechen, denn anders als im Märchen kommt der Schnee nicht von Frau Holle, sondern hat viel mit Meteorologie zu tun. Luftmassen, Hoch- und Tiefdruckgebiete und so weiter. Ja, er hatte mal eine Schneekugel die er schütteln konnte und dann begann es in der Stadt zu schneien. Aber das wirbelte oft das Weltklima durcheinander und nach dem heftigen Tsunami vor ein paar Jahren lässt er das Teil lieber zu hause, rein vorsichtshalber. Die Erde ist da etwas empfindlich. Und nein, er war nicht schuld…

Letztens rief Peter beim Klaus an. Peter ist 72 Jahre alt und spielt oft den Klaus. Klaus kann nämlich leider nicht überall auf der Welt gleichzeitig sein und sich selbst präsentieren, so kamen Geschäftsleute auf die Idee, einen „echten“ Weihnachtsmann im Kaufhaus zu zeigen. Klaus fand die Idee ganz nett, denn so konnte er immer – wenn er denn Zeit hatte – als Weihnachtsmann im Kaufhaus auftauchen und die Kinder glücklich machen, denn durch die Magie an Weihnachten bemerkten Kinder, die fest an den Weihnachtsmann glaubten, dass er der Echte ist. Zurück zu Peter. Als Peter letztens anrief, da wurde er gerade gefeuert, denn lange Jahre war er der Weihnachtsmann in einem Berliner Edelkaufhaus. Klaus war traurig darüber, denn Peter war einer der wenigen, die es wegen dem schönen Gefühl machten. Menschen glücklich machen… da glitt dem Klaus ein breites grinsen durchs Gesicht. Aber Klaus hat zum Glück, wie sagt die Jugend so schön: Connections und hat sich um seinen Peter gekümmert. Vor ein paar Tagen, besuchte er Peter in Berlin und sah, wie die Kinder strahlten, als sie den falschen Weihnachtsmann sahen. Klaus schmunzelte bei dem Gedanken.

Weihnachten-tw3

Foto by Daniil

Nur noch sechs Tage bis zum großen Fest. Klaus blätterte im großen Buch und studierte die Wunschzettel. Alles noch analog, denn trotz modernster Technik lässt es sich Klaus nicht nehmen, sein altes Buch in die Hände zu nehmen um die Kinder zu studieren, von denen er schon eine Weile nichts gehört hatte.

Jerome zum Beispiel, wohnt mit seinen Eltern in Dresden. Kam vor 5 Jahren aus einem fremden Land und spricht mittlerweile fließend Deutsch. Jerome ist ein Problemkind und er kann nichts dafür. In der Schule hat er nur die besten Noten. Eine zwei ist bei ihm schon schlecht und er spricht fließend Deutsch, Spanisch und Englisch. Seine Mitschüler akzeptieren ihn auch, nur der Dieter nicht. Dabei hat Jerome dem Dieter nichts getan. Der Vater von Dieter arbeitet bei der Stadt und lebt getrennt von der Mutter. Der Dieter mag aber keine Ausländer und deshalb ist Jerome sein Problem. Dem Dieter ist egal, warum Jerome in der Stadt ist, auch ist es ihm egal, dass Jerome ein total cooler Typ ist und niemandem etwas tun könnte. Jerome ist Dieters Problem und Klaus kann nicht helfen. Letztes Jahr hat er König Zufall gespielt, denn Dieter wohnt nur eine Straße vom Jerome entfernt. Dieter hatte sich ausgesperrt und saß bei eisiger Kälte vor seiner Wohnungstür an der Straße, als Jerome mit seinen Eltern an Dieter vorbei spazierte. Jeromes Familie ist immer äußerst freundlich und auch Jerome hilft gerne. Er sagt immer, dass selbst schlechten Menschen die Liebe fehlt und sie deshalb so handeln. Aus diesem Grund fragte Jerome den Dieter, was denn los sei und ob er nicht mitkommen möchte. „Lieber erfriere ich hier…“ zischte Dieter und Jerome ging mit seinen Eltern weiter.

Als vor ein paar Wochen die Proteste gegen Ausländer in Dresden begannen, da fühlte sich Dieter stark und hat Jerome verprügeln lassen. Leider gab es keine Zeugen und Dieter hatte ein gefaktes Alibi… Jerome bereitet Klaus sorgen, denn so gerne möchte er helfen. So sehr möchte er Menschen verstehen, die so engstirnig sind und eine Meinung vertreten, die nicht vertretbar ist. Klaus denkt an den Nationalsozialismus und die Millionen Tote, die es gab.

Schlimm, dass Menschen nicht aus Fehlern lernen sondern immer wieder versuchen, den Fehler erneut zu begehen um dabei zu hoffen, dass es diesmal anders wird.

Jerome weiß noch nichts von seinem Geschenk. Sein Vater hat einen neuen Job gefunden und sie werden umziehen. In eine andere Stadt und seine Freundin wird mitkommen, denn ihre Mutter war arbeitslos. Jeromes Vater hat dann aber etwas eingefädelt und die Mutter hat es dankend angenommen, denn es geht nur ein paar Städte weiter – in eine tolerante Stadt.

In eigener Sache: Flucht ist KEINE Lösung. Man muss sich solchen Idioten stellen und klar Stellung gegen solche Spinner beziehen. Dennoch passt es besser zur Geschichte, wenn sie umziehen. Denn leider gibt es immer noch zu viele Idioten, die durch Gesetzeslücken schlüpfen und mit braunen Gedankengut durchkommen.

~to be continued~

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